Die Rolle der WBV Regensburg Nord e.V. im Rahmen von Agenda 21
Die Waldbesitzervereinigung Regensburg Nord e.V. ist eine
Selbsthilfeeinrichtung für den kleinstrukturierten
Privatwald mit derzeit rund 650 WaldbesitzerInnen und
ca. 6500 ha Waldfläche. Neben dem gemeinsamen Betriebsmitteleinkauf und der
Aus- und Fortbildung der Mitglieder ist die gemeinsame Holzvermarktung ein
satzungsgemäßer Aufgabenschwerpunkt seit der Gründung 1969. Doch in zunehmendem
Maße zeichnen sich neue Herausforderungen ab, mit denen sich der
Kleinprivatwald und die WBV Regensburg Nord auseinandersetzen muß.
Die Stürme Vivian und Wiebke 1990 waren für die deutsche
Forstwirtschaft in mehrfacher Hinsicht eine Zäsur. Die Holzpreise fielen in den
Keller und bewegen sich noch heute auf dem Niveau der 50er Jahre. Aufgrund der
derzeit schwachen Konjunktur und des immer noch zunehmenden Ersatzes unseres
nachwachsenden Rohstoffes durch energieintensive Baustoffe wie Alu, Kunststoff
(z.B. Fenster), Beton und Stahl (z.B. landwirtschaftliche Gebäude) geht die
Tendenz weiter nach unten.
Viele Sägewerke und mittelständische Holzverarbeiter
verschwanden in den harten Folgejahren stillschweigend von der Bildfläche,
während mittlerweile wenige Großbetriebe - oft mit staatlichen Fördermillionen
errichtet - ihr Holz über weite Entfernungen herankarren und ihre großen
Einzugsgebiete monopolartig dominieren.
Die immer noch "chronische Unterlegenheit" des
umweltfreundlichen Bau- und Rohstoffes Holz (und örtlich ansässiger
Handwerksbetriebe) bei Planung und Vergabe von öffentlichen Bauvorhaben sowie
der zunehmende Ersatz von Vollholz durch Leimbinderkonstruktionen in allen
Baubereichen beschleunigt den Strukturwandel in der holzverarbeitenden
Industrie noch zusätzlich. Darüberhinaus trägt dieser
Sachverhalt - neben der Tatsache, daß es bequemer ist
- maßgeblich dazu bei, daß viele unserer tradtionell
wichtigsten Stammholzkäufer vor Ort - Zimmereien, Schreinereien - in den
letzten Jahren den eigenen Stammholzeinkauf/-Einschnitt auch im Winter
aufgegeben haben und ganzjährig nur noch fertiges Schnittholz, Leimbinderholz
und Konstruktionsvollholz über den Großhandel beziehen. Mit enormen
Auswirkungen wiederum für die WBVs und die örtlichen
kleinen Sägewerksbetriebe.
Nicht nur die Konjunktur an sich, auch Art und Qualität der
Aufträge berühren uns Waldbesitzer noch stärker als unsere Kunden selbst. So
ist an einem Holzhaus in der weitverbreiteten
Holzrahmenbauweise der Holzanteil ja vergleichsweise gering, massive
Konstruktionen, die stärkeres, ausgereiftes Holz erfordern würden, fehlen.
Starkholz mit besseren technischen Eigenschaften aus
älteren, ökologisch wertvollen Beständen wird nicht mehr honoriert bzw. oft
sogar mit deutlichen Abschlägen belegt. Schon bei geringsten Querschnitten
greifen die Handwerksbetriebe auf relativ teures Leimbinderholz zurück, weil
die Qualität kammergetrockneten Schnittholzes oft zu
wünschen übrig läßt und weil Kunden sich zwar
manchmal für Holz entscheiden, die natürlichen Eigenschaften des Holzes jedoch
nicht akzeptieren (wollen) und selbst kleinere Schwundrisse als Baumängel
reklamieren. Umgekehrt beschädigen immer mehr Handwerksbetriebe das Image von
Holz, indem sie glauben, angesichts des Kostendrucks mit elementaren
Grundsätzen im Umgang mit Holz experimentieren zu können, z.B. indem sie
frisches Holz (Rund- oder Schnittholz) ohne weitere Trocknung einbauen, ob das
Holz nun im Dezember oder im Mai eingeschlagen wurde.
Gebaut wird zudem fast nur noch mit Fichte, auch wenn die
"vergessene" Baumart Kiefer in vielerlei Hinsicht das bessere Bauholz
wäre. Die Folge ist, daß unsere Waldbesitzer schöne
Bauholzkiefer zu Spottpreisen abgeben müssen.
So niedrig wie die Holzpreise ist oft auch die
Wertschätzung, die viele Waldbesitzer ihrem Wald und dem Rohstoff Holz
entgegenbringen. Der Wald wird als eine Last empfunden, ein erheblicher Anteil
der Waldflächen gar nicht oder nur ungenügend bewirtschaftet wird. Derzeit ist
von ca. 5000 Waldbesitzern im Wirkungsbereich nur jeder 8.
Mitglied in der WBV. Nur wenn der Kleinprivatwald an einem Strang zieht,
können wir was bewegen. Ein wichtiges Anliegen ist es daher, möglichst viele
Waldbesitzer ins WBV-Boot zu holen (aktive
Mitgliederwerbung) und durch gute Kommunikation (auch technisch gesehen z.B email, Homepage) den
Zusammenhalt unter unseren Waldbesitzern zu stärken.
Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den schwierigen
Rahmenbedingungen mit denen Waldbesitzer und damit auch die
Waldbesitzervereinigungen zu kämpfen haben. Als WBV sind wir gefordert, alles
zu versuchen, um die Rahmenbedingungen zu verbessern. Es ist nicht mehr damit
getan, das Holz unserer Waldbesitzer frei Waldstraße anzubieten und zu hoffen, daß sich jemand erbarmt und uns einen Preis zahlt, mit dem
wir leben können.
Es gilt, die regionalen Holzbe- und verarbeiter
als Geschäftspartner zu fördern und neue zu gewinnen. Wir sehen es als unsere
Aufgabe, Zimmerern und Schreinern den Rundholzeinkauf vor der Haustüre wieder
nahe zu bringen. Denn der zahlt sich auf jeden Fall finanziell aus. Zudem
spricht es sich - gerade im landwirtschaftlichen Bereich sehr schnell herum,
wenn ein Zimmerer oder Schreiner regelmäßig Holz bei "seinen"
örtlichen Waldbesitzern kauft. Dies ist im Nahbereich bei der Wahl des
Handwerksbetriebs häufig ausschlaggebend. Im Rahmen einer guten Zusammenarbeit
ist es zudem selbstverständlich, daß die WBV für ihre
Kunden ein Werbeforum bietet (z.B. Mitteilungsblatt, Homepage).
Da der eigene Rundholzeinkauf und Einschnitt eine nicht
unerhebliche zeitliche und logistische Belastung ist, übernimmt die WBV auf
Wunsch die Organisation von Entrindung, Transport und Lagerung.
Wir wollen zudem unseren Zimmereien die Möglichkeit geben,
ganzjährig ihren Bedarf mit qualitativ höherwertigem, schonend
luftgetrocknetem, stärkerem Stammholz aus Wintereinschlag zu decken. Der Kunde
kann dann das Holz sofort auf gerade benötigte Sortimente einschneiden lassen.Im Vergleich zur energetisch aufwendigen Kammertrocknung
teilen sich Waldbesitzer, Zimmerer (Schreiner) u. ggf. örtliche Säger die
eingesparten Trocknungskosten und evtl. eingesparten Fuhrlohn.
Dringend notwendig ist es, Menge, Art und Qualität der
Holznachfrage und damit auch die Holzpreise wieder in einen für unsere
Waldbesitzer grünen Bereich zu bringen. Dies gilt besonders für die Kiefer.
Bezüglich des zurückgehenden Holzabsatzes (z.B. Kunststoff-Fenster, "Blechstadl") ist jeder Waldbesitzer angehalten, sich
an der eigenen Nase zu fassen.
Es ist notwendig, gemeinsam mit Architekten, Zimmereien,
Schreinern und Sägern neue Aktivitäten und Strategien zu entwickeln. So ist
zwar das Schlagwort "Regionale Wertschöpfung" in aller
Munde, was sich aber bei vielen konkreten Entscheidungen - ob kommunal oder in
höheren Sphären - immer noch nicht niederschlägt.
Mittelfristig wollen wir noch mehr als bisher kompetenter
Ansprechpartner insbesondere für den Klein- und Kleinst-Privatwald in allen
Fragen des Waldbesitzes und der Waldbewirtschaftung werden.